On the road again – Portugal (Teil 1)

Auf geht’s nach Portugal.

Es ist Sonntagabend, der 14. April. Meine Mutter möchte die Kinder ins Bett bringen, aber sie sind sehr aufgedreht und aufgeregt, denn morgen früh geht es los. Wir fliegen mit all unseren Sachen inklusive den drei Fahrrädern im Sperrgepäck nach Faro in Portugal. Nun haben wir ein paar Monate Zeit, um unterwegs zu sein und am Ende hoffentlich zu Hause in Wangen anzukommen. Das ist die Idee, mehr haben wir nicht geplant.

Es gibt immerzu noch etwas zu tun und zu erledigen vor so einer Reise. Aber inzwischen sind wir relativ geübt und ein eingespieltes Team und der übermäßige Stress bleibt zum Glück aus. Auch die Kinder machen super mit. Alles ist gepackt, die Fahrräder in den Kartons, die Wohnung ist bereit für unseren Zwischenmieter.

Letzter Ausrüstungs-Check bei uns zu Hause.
Abschied am Flughafen

Am Montag früh geht es zum Flughafen. Schon im Flugzeug machen wir die erste interessante Bekanntschaft mit einer anderen Familie, die jedes Jahr mehrere Monate unterwegs ist. Und natürlich verabreden wir uns prompt, uns in ein paar Tagen wieder zu treffen, wenn wir an ihrer Bleibe vorbeiradeln.

Es klappt alles super und wir, sowie unser Gepäck, landen in Faro.

Am Flughafen in Faro werden die Räder zusammengebaut und die Taschen gepackt.

Ca 2 Stunden später stehen wir bepackt und startbereit vor dem Flughafen und los geht’s!

Die Gegend ist zum Radeln sehr idyllisch. Es geht wunderschön durch ein Naturschutzgebiet (nur ab und zu braust ein Flugzeug direkt über unsere Köpfe) und später durch ein Nobel-Villen-Ferien-Dorf. Unser erster Schlafplatz liegt wunderschön unter Bäumen direkt oberhalb vom Strand. 

Perfekter Schlafplatz… Schatten, Meer, Strand

Wir spüren ein großes Glück und eine große Dankbarkeit in uns, jetzt hier sein zu dürfen. Die Schönheit der Natur und das Meeresrauschen um uns zu haben, wieder auf den bepackten Fahrrädern zu sitzen und der Ferne und dem Abenteuer entgegen zu fiebern. Es fühlt sich so befreiend an, wieder auf das Wesentliche beschränkt zu sein und voll im Einklang mit der Natur zu leben. Wir freuen uns auf die kommenden Monate. Es wird eine gute Zeit werden!

Wir lassen den nächsten Tag langsam angehen und verbringen den Vormittag am Platz. Auch den Kindern gefällt es offensichtlich richtig gut. Die Laune ist blendend und die Spiel-Fantasie blühend! Das Meer ist wärmer als wir erwartet haben und mit den Wellen haben auch die Kinder Spaß am Baden. Das Gepäck muss noch ein wenig umstrukturiert und optimiert werden.

Die erste Nacht wieder in unserem Zelt. Wir lieben es!
 
Das Meer ist wärmer als wir erwartet hatten.

Tag 3

Wir kommen ins Gespräch mit einer anderen Familie mit Zelt. Sie sind mit ihren zwei Kindern, in ähnlichem Alter wie unsere, zu Fuß unterwegs und möchten irgendwann in Griechenland ankommen. Es entsteht eine spannende und inspirierende Begegnung, danke dafür!

Zu Fuß unterwegs nach Griechenland. Danke für die Begegnung!
Exponierter Schlafplatz
Die Stimmung ist super…
…und der Tag beginnt voller Energie.

10:30 Uhr, Ronja: „Ich will jetzt endlich losfahren. Mama und Papa, wann seid ihr endlich fertig!?“. Ronjas Begeisterung ist ansteckend. Die heutige Etappe aber zieht sich in die Länge. Es ist hügelig und sehr städtisch und außerdem knapp 30 Grad heiß.

Es ist heiß…
…und bergig

Dafür ist unser Schlafplatz am Abend dann atemberaubend schön… Clemens und ich sitzen noch an der Felsklippe, den Blick aufs ewige Meer hinaus, umgeben von Klippen und natürlichen Felsbögen. So fühlt sich glücklich sein an. Was für ein wunderbarer Ort, was für ein wunderbares Leben!

Kinderhüten für Fortgeschrittene
„Praia da ponta pequena“
Der Treffpunkt für Angler bis spät in die Nacht hinein.

Da Clemens der Streckenmaster ist, fährt er mit Lucia in der Regel vorne, Ronja hinter ihm her und ich mit Philomena bilde das Schlusslicht. Wir machen nicht viel Strecke in diesen ersten Tagen, aber ich bin begeistert, wie gut und sicher Ronja fährt. Auch durch die Städte und an großen Straße entlang, fährt sie wie ein Profi hinter Clemens her. Die viele Übung und Erfahrung mit ihren nicht mal 6 Jahren zahlen sich aus. Diese Sorge beginnt sich langsam in Luft aufzulösen. 

Tag 6

Ich sitze am Strand und lausche dem ewigen Rauschen der Wellen und genieße die Einsamkeit. Rechts sowie links von mir erstreckt sich an der fernen Küste eine Großstadt, aber hier ist weit und breit kein Mensch, zumindest um diese Zeit nicht.

In der Einsamkeit zwischen Alvor und Lagos.

Die Tage beginnen nun schon miteinander zu verschwimmen. Was war nochmal an jenem Tag? Wo haben wir da nochmal geschlafen…? Es fühlt sich an, als wären wir schon ewig unterwegs und es fühlt sich gut an. Es hat diesmal nicht lange gedauert, bis wir wieder im Reiseleben angekommen sind. Auch unsere Routine fühlt sich schnell wieder vertraut an, zumindest bei uns Erwachsenen. Wir wissen, was zu tun ist und wer was wie gut kann und gerne macht. Den Kindern fällt es eher manchmal schwer, ihre Rolle zu finden. Wenn sie merken, wir packen zusammen und es geht bald los, werden sie schnell ungeduldig und wollen starten. Abends dagegen, wenn wir dann etwas von ihnen wollen wie zum Beispiel Zähne putzen, dann sind sie immer im schönsten Spiel vertieft.

Wenn es steil wird, müssen wir auch mal laufen.

An ein paar Dinge muss ich mich noch ein bisschen gewöhnen. Das ist zum Beispiel die Tatsache, dass Sand und Salz überall ist, im Essen, in der Unterhose, im Bett und auf der Brille… Auch die Sonne macht mir (jetzt schon) zu schaffen und ich sorge mich ein bisschen vor dem richtigen Sommer. Und mir fehlt das Süßwasser. Ohne Süßwasser (oder überhaupt Wasser) an den Lagerplätzen ist es viel schwieriger einen gewissen Hygienestandard zu halten, also zu waschen, spülen und die Kinder sauber zu halten. Aber wir genießen es hier in Portugal sehr, dass wir jeden Tag einkaufen gehen können. Und die Landschaft am Meer mit den Steilklippen ist oft atemberaubend schön und bietet viele Highlights.

Die Felsklippen und Strände hier an der Algarve sind so vielseitig und schön, dass wir oft ganze Vormittage damit verbringen, die Gegend zu erkunden, herumzuklettern und baden zu gehen. Clemens probiert sich mal wieder beim Klippenspringen und landet einen perfekten Auerbacher. Auch die Kinder sind voller Abenteuerlust und Fantasie dabei, das ist wirklich toll. Egal wo wir sind, die Gegend wird erkundet und das gemeinsame Spiel beginnt sofort. Dementsprechend sitzen wir nicht viel auf den Rädern und wenn, dann bestimmt meist Ronja das Tempo. Aber darauf kommt es gar nicht an. Der Weg ist unser Ziel.

Überall ist der schönste Spielplatz
Die Gegend wird erkundet
Passt auf einander auf, es geht steil runter.

Aber dennoch schaffen wir es immer wieder genau zur Mittagssonne zu starten. Unser Zeitmanagement muss noch besser werden!

Tag 8

Diese letzten zwei Tage waren sehr vielseitig und abwechslungsreich. Am Morgen wachen wir noch am einsamen Sandstrand mit Dünen auf. Es ist windstill und die Atmosphäre ist ruhig und entspannt. Wenig später schlängeln wir uns durch die Großstadt Lagos und wollen eigentlich möglichst schnell durch und weiterkommen. Für uns, mit drei Kindern und insgesamt drei Fahrrädern, bedeuten Städte immer auch Stress.

Mitten in Lagos plötzlich eindrucksvolle Klippen.
Ponta da Piedade, Lagos
Die Touristenboote schlängeln sich überall durch.

Durch Lagos ist es bergig und anstrengend. Clemens und ich sind nun durch die längere Sightseeing-Pause auch etwas ungeduldig, da wir für heute Abend zum ersten Mal ein klares Ziel vor Augen haben… Ronja fährt uns zu langsam und möchte auch nicht mehr. Also satteln wir um. Ronja und Lucia dürfen bei Clemens mitfahren. Das Fahrrad wird bei mir auf den Gepäck-Hänger gespannt, Philomena sitzt vorne und weiter geht es. Bergauf, bergab… Nun komme ich an meine Grenzen. Und als Philomena dann auch noch bei mir vorne auf dem Sattel einschläft und nun in den Kindersitz mit Lucia (nochmal ca 7 kg mehr) tauscht, schaffe ich keinen weiteren Kilometer mehr. Also nochmal umsatteln.  Clemens bekommt nun den Gepäckhänger. Nun stöhne nicht mehr ich vor Anstrengung sondern Clemens, aber das Tempo ist nun ausgeglichen 😄. Ja, das mit der Gepäckverteilung ist nicht so ganz einfach dieses Mal. Ich merke aber, das mir mein vertrauter, einrädriger Hänger hinter mir fehlt und es fällt mir schwer ihn Clemens zu überlassen. Aber ich muss doch eingestehen, dass er (noch 😜) deutlich fitter ist als ich und es so erstmal mehr Sinn macht. Ich ziehe dann Ronja mit dem „Abschleppseil“ bei Bedarf.

Ich komme an meine körperliche Grenze und komme kaum noch die Berge hoch.

Wir fahren einige Kilometer vom Meer weg ins Landesinnere und erreichen endlich unsere Verabredung für die Nacht. Wir treffen Pam mit ihren Kindern Janick und Marie sowie Uta wieder, unsere Bekanntschaft aus dem Flugzeug. Das ist sehr schön, die Kinder verstehen sich super und wir freuen uns auch sehr über die Gesellschaft und nicht zuletzt auch über unsere erste Süßwasserdusche nach einer Woche. Dennoch sind wir froh, am nächsten Nachmittag die Horden an Stechmücken hinter uns zu lassen. Philomena sieht aus wie ein Streuselkuchen, die Arme.

Tag 9

Wir erreichen heute das „Ende“ von Portugal und auch von Europa, das „Kap de São Vicente“! Ab jetzt geht es Richtung Norden und Richtung Heimat.

Das Kap mit Leuchtturm im Sonnenuntergang

Weit über dem Meer thronen die Felsen und gehen steil hinab, wild und windig ist es.

„Gell Ronja, Mama und Papa brauchen gar nicht so viel Angst haben, das wir hier runterfallen, wir können das schon!“

Überrascht sind wir trotzdem über die Angler, die von soweit oben Fischen. Noch mehr überraschen uns die vielen Touristen – Deutsche, Engländer, Franzosen und viele mehr. Ich möchte gar nicht wissen, wie es hier in der Hochsaison zugeht. Aber am allermeisten überrascht uns, als wir ein alt bekanntes Gesicht wiedersehen. Ann-Sophie ist zu Fuß unterwegs in die gleiche Richtung wie wir und offensichtlich mit ähnlicher Geschwindigkeit. Und wir haben es tatsächlich geschafft, sie seit 5 Tagen täglich mindestens einmal zu treffen. Morgen fliegt sie nach Hause, aber wir sagen „auf Wiedersehen“.

Täglich treffen wir die Wanderin Ann-Sophie.

Noch ein paar Bilder zum Abschluss:

Alles dabei, was wir im Moment zum Leben brauchen.
Ich ziehe Ronja mit dem Abschleppseil den Berg hoch.
Schöne Lagerplätze für die Nacht zu finden, ist uns immer wichtig.
Im Frühling blüht es hier überall in den leuchtendsten Farben.
Oben angekommen
Philomena hat noch etwas Angst vor den Wellen.

3 Gedanken zu “On the road again – Portugal (Teil 1)

  1. Ganz ganz tolle Fotos wieder Mal. wir wünschen euch noch tolle Erlebnisse und dir Johanna wenige Berge. 🤣

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