Kapstadt, Südafrika

Geplant als Start einer längeren Afrika-Reise, verbrachte ich im Oktober/November 2017 einen Monat in Kapstadt. Mit Unterstützung des DAAD (PROMOS), konnte ich einen Englisch-Sprachkurs dort machen. Was ich neben meinem Alltag dort erlebt habe, ist hier aufgeschrieben. Es handelt sich um Auszüge aus meinem Reisetagebuch. Deshalb ist die Reihenfoge manchmal etwas durcheinander… nicht stören lassen!

Blick vom Lionshead auf die Stadt

Blick vom Lionshead auf Kapstadt

Freitag, 13. Oktober 20:39 Uhr. Ich sitze auf der Polizeistation, oben im Eck läuft der Fernseher.

Die Polizei wurde alarmiert weil ein Spaziergänger mich auf einem hohen Felsen an der Küste sitzen sehen hat (ich habe fotografiert) und er war besorgt um mich. Da war es gerade dunkel geworden. Dann kam kurz später die Polizei, und ich musste mitkommen. Ich fuhr hinten in der Gefängniszelle mit, aber sie versicherten mir, ich sei nicht inhaftiert. Jetzt hab ich ihnen ein paar Worte Deutsch beigebracht (ich liebe dich, ich vermisse dich) und sie haben mir Schimpfwörter auf Afrikaans beigebracht (die habe ich leider schon wieder vergessen). Die haben einen Mordspass hier während ihrer Nachtschicht. Aber jetzt scheint sich keiner mehr um mich zu kümmern. Mal fragen, was sie jetzt mit mir vorhaben…

Es wird langsam dunkel...

Es wird langsam dunkel auf meiner „Selbstmordklippe“

Samstag, 14. Oktober 19:31 Uhr. Gerade ist unter mir in der Dämmerung eine Herde Elands, eine große Antilopenart, vorbeigelaufen. Das war eindrucksvoll. Ich throne hier über der Küste gut hundert Meter weg vom Wasser unter einem überhängenden Felsen, denn ab heute Nacht soll es regnen, worauf hier schon lange gewartet wird, denn es ist sehr trocken. Außerdem bin ich hier ziemlich gut vor dem pfeifenden Wind geschützt. Ich habe den Schlafplatz ebnen müssen, jetzt geht es einigermaßen und ich habe nur noch Richtung Füße Gefälle. Ich bin schon sehr müde, denn die letzte Nacht habe ich sehr schlecht geschlafen.

Mein Platz für die regenreiche Nacht.

Mein Platz für die regenreiche Nacht.

Die Polizei hat nach einer Weile nichts tun entschieden, mich zum nächsten Hostel zu fahren. Und ich hatte schon gehofft, bei ihnen schlafen zu dürfen… Also wieder in die Autogefängniszelle einsteigen, diesmal eine größere, und los geht’s. Weil das Hostel sehr teuer ist, darf ich dann doch gehen. Nur bin ich jetzt wieder mitten in der Stadt (Simon’s Town) und wenn ich jetzt so durch die Straßen laufe mit meinen Gepäck vorbei an schlafenden Bettlern, wird mir schon etwas mulmig. Wirklich aus der Stadt hinaus laufen ist zu weit. Ich lege mich nach einigem Überlegen an den Seaforth Strand wo ich mittags schon war.

Pinguine am Seaforth Strand

Pinguine am Seaforth Strand

Als ich dort im Dunkeln, damit mich auch ja keiner sieht, um eine Ecke laufe und einem Pinguin begegne, der wie ein erschrockener Esel anfängt zu schreien, bekomme ich auch einen riesen Schreck, der nur langsam nachlässt. Die Pinguinkolonie ist gleich neben an. Ich versuche dann zu schlafen, doch das Meer ist laut der Wind bläst, und die afrikanischen Grillen sind auch furchtbar laut. Außerdem lässt mich die Angst vor Pinguinen und Menschen nicht mehr ganz los. Zumal mich die Polizei auch nicht gerade beruhigt hat. Ich schrecke öfters nachts auf, weil ein Pinguin an mir vorbei wuselt, oder eine Möwe über meinen Kopf fliegt. Mitten in der Nacht kommen auch tatsächlich noch 4 Menschen, die jedoch grüßen und sich als gutartig herausstellen.
Kurz vor Sonnenaufgang – viel zu früh – klingelt mein Wecker.
WLAN gefunden, eingekauft, Kocher getankt… Jetzt kann es losgehen. Ich versuche zu trampen. Ich komme mit einem Parkkontrolleur ist Gespräch, der in seiner Jugend auch durch ganz Südafrika getrampt ist. Doch er warnt mich mehrmals: nicht bei Schwarzen einsteigen. Währenddessen läuft ein Schwarzer vorbei, dem unser Gespräch sicher nicht verborgen blieb. Eine Frau spricht mich an und nimmt mich mit, erst zum Einkaufen und dann in meine Richtung (Cape Point). Dann nimmt mich Jenny weiter mit, eine Bienenforscherin, die gerade unterwegs ins Reservat ist. Das Reservat kostet 135 Rand Eintritt. Mit ihr komme ich gratis rein. Ich begleite sie auf ihrer Arbeitstour durch den Park, sie ist durchgängig am Reden, halt ständig an, um mir irgendwelche Blumen oder Tiere zu zeigen.

Jenny, die Bienenforscherin, zeigt mir alle Pflanzen im Reservat

Jenny, die Bienenforscherin, zeigt mir alle Pflanzen im Reservat

Ich lerne alles über Bienen. Mit ihr laufe ich zu einigen Wildbienen-Stöcken. Wir sehen Strauße, Buntböcke, Schildkröten und Paviane. Auf ihren Routen sind kaum Leute unterwegs. Die Welt hier kommt mir sehr zauberhaft vor und ihre Erklärungen und Geschichten verstärken das nur noch. Sie fährt mich auch extra zu den wenigen Touritummelplätzen im Reservat. Dort hocken die Paviane auf den Autos, doch diese Orte gefallen mir nicht besonders gut.

Ein fieser Pavian sitzt auf einem Autodach und späht nach Beute

Ein fieser Pavian sitzt auf einem Autodach und späht nach Beute

Schließlich setzt sie mich auf meinen Wunsch hin an der Küste aus und zeigt mir einen Wanderweg. Abseits der Straßen bin ich sofort ganz allein. Ich bin fasziniert von der Landschaft und der Weite. Der Wind bläst kräftig und verweht meine Spuren hinter mir. Ich komme an einem wunderschönen Strand mit Schiffswrack vorbei.

Schiffswrack

Schiffswrack

Sonntag, 15.Oktober 21.25 Uhr. Inzwischen sitze ich im Hostel in Kapstadt, im Gemeinschaftsraum, wo aber jeder mit irgendeinem anderen auf der Welt kommuniziert. Mein Zelt ist aufgebaut.

Zeltplatz im Hostel

Zeltplatz im Hostel

Heute morgen wache ich auf und es nieselt waagrecht. Doch hinter meinem Felsen bleibe ich ziemlich trocken. Das Meer schäumt. Ich genieße die raue Atmosphäre. Doch irgendwann fängt es dann richtig zu regnen an. Das Wasser tropft immer weiter den Überhang herunter. Ich muss immer mehr Zeug in Sicherheit bringen und werde auch immer mehr nass. Zum Glück bleibt ein kleiner trockener Fleck übrig, wo ich zusammengekauert auf das Ende des Regens warte. Es hört dann auch bald auf und es kommt, dem Wetterbericht zu Trotz die Sonne heraus. Ich laufe bis zum nächsten Strand mit Straße, und komme mit einer Familie aus Kapstadt weg. Von Cape of Good Hope nehmen mich Ute und Wilfried aus Düsseldorf mit nach Kapstadt.

Mittwoch, 18. Oktober 23:33 Uhr. Es regnet in Strömen, doch die Leute sind glücklich, die Wasserknappheit war wohl wirklich ernst. So viele Schilder, wie überall aufgestellt waren…

Es ist traurig zu sehen, wie die reichen Leute hier in Kapstadt in ihren selbst gebauten Käfigen hocken und sich ein- und den Rest der Welt aussperren.
Beim Einkaufen sehe ich, wie ein Security-Typ einen Bettlerjungen vertreibt, der ist richtig böse zu ihm. Es ist schlimm, wenn man eh arm ist und auf der Straße wohnt und dann dazu noch von allen wie ein Krimineller behandelt wird und die Leute Angst vor einem haben…

Obdachloser vor dem Campus

Obdachloser vor dem Campus

Auf der Straße fragt mich ein Bettler nach etwas zu essen. Ich gehe erst abwehrend weiter, wie man das hier mit allen Bettlern macht, doch ich habe noch die beiden Brottüten aus dem Supermarkt in der Hand und eigentlich sowieso zu viel eingekauft. Ich gebe ihm dann ein kleines Brot. Er bedankt sich sehr freundlich und zurückhaltend und geht weiter die Straße entlang. An der nächsten Ampel treffe ich ihn wieder und gebe ihm noch ein Brot. Wir haben den gleichen Weg vor uns und so kommt es zu einem Gespräch. Darence ist 27 (auch wenn ich ihn mit seinen gräulichen Haaren, seinen Zähnen und seinem gezeichneten Gesicht eher auf vierzig geschätzt hätte). Seine Mutter ist gestorben, jetzt kann er nicht mehr die Miete bezahlen und ist seit einer Woche auf der Straße. Wir kommen zu seinem Schlafplatz direkt an der Hauptstraße in einer Einfahrt eines heruntergekommenen Grundstücks, das zurzeit wohl nicht bewohnt wird. Überall anders wird er von den Security vertrieben, sagt er. Gegen den Regen hat er eine Plane, gegen die Kälte eine dünne Decke. Er verbringt die Tage mit betteln um Essen und Geld um zu einem Schelter gehen zu können, wo man sehr günstig übernachten kann als Obdachloser.

Bettelnde Frau mit Kind

Bettelnde Frau mit Kind

Diese Begegnung hat mich sehr nachdenklich gemacht. Die Hautfarbe bestimmt hier sehr viel in deinem Leben. Ich realisiere wieder, was für ein Glück ich habe, ein weißer zu sein, noch dazu ein deutscher, dem die ganze Welt vertraut, der aufgefangen wird, wenn er in eine solche Lage kommen würde. Die Kontraste dieser Stadt zwischen Arm und Reich werden hier wieder sehr stark deutlich. Eigentlich sollte man viel mehr helfen. Essen teilen ist nie falsch. Menschen geben so viel Geld für Unsinn aus. Aber einem Bettler helfen ist total uncool. Die armen sind Abschaum, Kriminelle, … Allein mit dem ganzen Geld, das hier in Stacheldraht und der Alarmanlagen investiert wird könnte man so viel machen… Und die Stadt wäre dann auch sicherer.

Montag, 23. Oktober 22 Uhr. Endlich hat es geklappt und ich habe über Couchsurfing einen Gastbeger gefunden. Ich wohne hier jetzt mit Nicolaas, Willem, und Iris (eine andere Couchsurferin aus Holland), sie sind sehr locker und unkompliziert. Ich glaube, hier kann es mir gut gehen. Am Wochenende war ich hier im Hinterland Kapstadts unterwegs, wo es Berge gibt und viel Wein angebaut wird.

In Südafrika kann man für 80 Cent 2,5 Stunden Zug fahren. In dieser Zeit bin ich aber nur knapp 60 Kilometer vorangekommen. Das relativiert das Preis-Leistungsverhältnis natürlich wieder. Aber Zug fahren ist abenteuerlich. Ich bin die ganze Fahrt über der einzige Weise im Abteil. Zwischendrin hält der Zug immer wieder an und fährt erst viel später weiter, ohne dass man etwas weiß.
Es kommt ein verrückter Mann herein, der lauthals von Jesus zu predigen anfängt, nicht gerade niveauvoll, eher schreit und pöbelt. Dann kommt noch ein Bananenverkäufer hinzu der ebenso lautstark seine Produkte anpreist. Sie fangen an zu streiten…
Es spielt sich hier so viel Leben im Zug ab. Arbeiterkollegen singen zusammen auf der Heimfahrt ihre Lieder…
Als ich ankomme ist es auf jeden Fall stockdunkel und eine Neumond-Nacht. Zwei Frauen, die mir im Zug gegenübersitzen, machen mir Angst. Ich soll auf jeden Fall aufpassen, wenn ich aussteige.
Die Nachtwanderung ins Reservat ist sehr spannend. Als ich aus der Stadt draußen bin, atmete ich auf. Die absolute Dunkelheit gibt mir Sicherheit. Wenn hier jemand wäre, dann würde er mich genauso wenig sehen, wie ich ihn. Dann kommt ein Auto. Ich verstecke mich im Gebüsch. Niemand soll wissen, dass ich hier bin. Am Reservat Eingang schleiche ich mich an einem erleuchteten Gebäude vorbei, das nach Parkwächterhütte aussieht. Eigentlich darf man sich im Reservat nach 19 Uhr nicht mehr aufhalten, und schon gar nicht dort übernachten. Es ist noch eine lange Wanderung durch die Dunkelheit. Ich sehe nur sehr vage die Umrisse der riesigen massiven runden Felsblöcke. Das Gelände ist sehr offen und ich mache nie Licht um nicht von Weitem gesehen zu werden. Am Ende geht es über den massiven Fels hoch zum Gipfel.

Nachts auf dem Bretagne Rock

Nachts auf dem Bretagne Rock

Unter mir leuchtet Paarl und in der Ferne ist die Strahlung von Cape Town in den Wolken sichtbar.
In der Nacht muss ich den Schlafplatz wechseln, weil ein sehr kalter Wind weht und ich vom Tau klatschnass werde. Ich genieße die Wärme als die Sonne endlich aufgeht.

Sonnenaufgang über Paarl

Sonnenaufgang über Paarl

Mit einem Minibus, dessen Benutzung mir kein Weißer, den ich gefragt habe, erklären konnte (Die einzige Möglichkeit sei ein Taxi) gelange ich schnell nach Franschoek. Der Bus fährt unterwegs die kleinen armen Dörfer ab. Sehr einfache Hütten. Da es Samstag ist, spielen die Kinder auf der Straße und es ist alles sehr lebendig. Alleine mit meinem Rucksack dort durch zu laufen, da wäre mir schon komisch zu Mute. Die Population ist hier sehr inhomogen, riesige Weingüter mit riesen Zäunen darum und stattlichen Villen darin und Wächtern davor. Dazwischen sehr einfache Dörfer wo nur schwarze Leute wohnen. Von Franschhoek ein kurzes Stück per Anhalter (ein holländisches Pärchen nimmt mich mit) und ich bin am Ziel.

Das Mont Rochelle Reservat hat die selben Zutrittsbeschränkungen wie das letzte. Ich schleiche mich an dem pfeifend in seiner Hütte sitzenden Wächter vorbei. Nachdem ich ein bisschen gelaufen bin, sehe ich keinen Menschen mehr. Die Landschaft ist karg und weitläufig. Doch es gibt immer wieder sumpfige Bereiche mit Wasser. Außer Echsen, Insekten und ein paar Rehe/Böcke sah ich auch keine Tiere mehr. In der Ferne sieht man die fast ausgetrockneten Stauseen für die Wasserversorgung Kapstadts. Pünktlich zum Sonnenuntergang bin ich auf den Gipfel zum Fotografieren. Es wird eine klare Sternennacht.

Sonnenuntergang auf dem Perdekop - Mont Rochelle Nature Reserve

Sonnenuntergang auf dem Perdekop – Mont Rochelle Nature Reserve

Im Zug auf dem Rückweg nach Kapstadt am nächsten Tag sind plötzlich draußen Schüsse zu hören, alle ducken sich zwischen die Sitze und machen die Fenster zu, die so dreckig sind, dass man nicht durch sehen kann. Nach 20 Sekunden ist wieder alles so, als ob nichts gewesen sei. Ich brauche noch ein bisschen, bis ich mich auch wieder beruhigt habe. Die Fahrt im Minibus bis zu meinem Ziel wird nochmal aufregend. Der Fahrer liefert sich ein Rennen mit einem Kollegen und baut beinahe einen Unfall. Alle Insassen schreien und schimpfen.

Mittwoch, 25. Oktober 12:24 Uhr in meinem Couch-Surfing-Zuhause. Es ist ein regnerischer Tag.

Gestern wurde während des Nachmittags der Unterricht unterbrochen und wir sind alle zum Notausgang raus. Auf dem Campus finden jetzt Proteste gegen Studiengebühren statt, die wieder erhöht werden sollen. Letztes Jahr gab es aus dem gleichen Grund heftige Ausschreitungen, deshalb sind wir mal lieber evakuiert worden. Und darum ist heute auch kein Unterricht.

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Die Studenten streiken gegen Prüfungen und Studiengebühren, die Einfahrt zum Campus ist versperrt

Dienstag, 31. Oktober 6:45 vor meinem Zelt auf dem ehemaligen Militärgelände „ERF 81“. Die Hähne krähen, die Gänse schreien. Ich bin jetzt schon seit 3 Tagen hier auf der Farm am Rande des Stadtkessels, wo gut 20 Leute in Gemeinschaft wohnen.

Die Sonne geht über meinem Zuhause auf.

Die Sonne geht über meinem Zuhause auf.

Es hat mir jemand von diesem Ort erzählt und daraufhin bin ich hier her gekommen. Ich wurde sehr warmherzig empfangen und darf hier im großen Gemüsegarten zelten. Hier gibt es allerlei Tiere. Dort steht ein Pony im Stall, Gänse und Hühner gackern mit ihren Küken umher, Welpen spielen im Dreck, Ziegen, Schafe, Kaninchen, Meerschweinchen, Kaulquappen, Rebhühner… Alles etwas unordentlich und durcheinander, aber insgesamt sehr ästhetisch. Es ist eine perfekte Idylle, zwischen Großstadt und Signal Hill, so nahe am Herzen der Stadt, aber doch sehr ruhig. Die Menschen, die hier zusammen wohnen, sind sehr unterschiedlich, was Alter, Hautfarbe und Sprache angeht.

Ich habe eine Feuerstelle vor meinem Zelt und Blick über das ganze Zentrum Kapstadts. Gegenüber ist der Tafelberg. Außerdem wohnen viele nette und interessante Leute um mich herum.

Samstag, 4. November 15:11 Uhr. Ich sitze unter einem Felsen in der „Cederberg Wilderness Area“ und warte dass die Mittagssonne nachlässt. Ich weiß noch nicht genau, wie ich hier wieder rauskomme und ob ich es morgen wieder gut nach Kapstadt schaffe. Die Weite vor mir ist unglaublich und laut Karte ist das eine ewig weite Zivilisationslose Gegend. Gerade habe ich Mittagspause an einem Wasserfall gemacht und ein bisschen gewaschen und geduscht. Ein sehr schöner einsamer Ort. Doch die Sonne ist jetzt einfach zu stark.

lange Wege

lange Wege

Mit einem anderen Deutschen aus der Sprachschule bin ich hier in dieses Gebiet gefahren. Die große Überquerung der weiten Bergkette, die ich mir herausgesucht habe gestaltet sich schwieriger als gedacht. Das Gebiet ist gesperrt, weil es vor 2 Jahren mal abgebrannt ist, erfahre ich am Eingang im Tal. Ich brauche eine besondere Zutrittsgenehmigung. Hab ich natürlcih nicht. Shit… Ich werde auf die andere Talseite verwiesen, wo man mit Touripermit wandern dürfe. Das Office wo man dieses bekommt hat unfortunately aber schon zu. Und außerdem sieht diese Talseite viel langweiliger aus…
Mit Mühen und auf Umwegen laufe ich dann doch in das Reservat. Ich schaue ständig um mich und laufe zwischen den Felsen, doch schon bald fühle ich mich ganz alleine in der weiten Landschaft und sicher. Über ein steiles Bachbett gelange ich gerade noch rechtzeitig für den Sonnenuntergang auf die Hochebene, wo der Wanderweg entlang führt. Die Sonne geht unter und der Vollmond geht auf. Ich gehe noch im Mondschein bis zu meinem geplanten Ziel, dem Wolfberg Arch. Auf dem sandigen Pfad sind keine Spuren, das mit der Sperrung stimmt wohl… Die Felsformationen um mich herum sehen im Mondlicht sehr geheimnisvoll aus. Ich kann in alle Richtungen sehr weit sehen, doch nirgends ein Licht. Allein auf dieser Welt…

Wolfbergarch bei Nacht

Wolfbergarch bei Nacht

Am nächsten Tag überquere ich die Bergkette auf den sehr geraden Pfaden. Ich muss sehr viel Strecke aber wenige Höhenmeter machen. Auf den sandigen Wegen sind nie Spuren zu sehen. Manchmal ist der sonst sehr deutliche Weg total zugewachsen und ich bin um mein Handy GPS froh.
Im Tal auf der anderen Seite der Bergkette gelange ich in einen kleinen Ort namens Eselbank, ein kleines idyllisches Dorf in dieser Abgelegenheit. Kinder spielen auf der Straße und Esel und Hühner laufen herum. Die meisten Leute grüßen schüchtern. Ich grüße schüchtern zurück. Doch einer fragt mich in gebrochenem Englisch, wo ich denn hin wolle. Er meint dann , das sie mich in einer halben Stunde mit nach Wuppertal (diese kleine Stadt heißt wirklich so und ist älter als das deutsche Wuppertal) nehmen könnten. Es werden immer mehr Leute neugierig und fragen mich wo ich hin will. Untereinander sprechen sie Afrikaans. Ich verstehe kein Wort. Jeder hat eine andere Idee, was das Beste für mich wäre. Ich komme mir ziemlich blöd vor. Ich werde dann auf das Grundstück eingleaden und warte mit zwei alten Damen vor dem Haus auf mein Schicksal. Beide Damen sind sehr gesprächig nur können sie leider kaum Englisch. Letztendlich komme ich so dann doch blad nach Wuppertal. Ich darf im Kofferraum des Geländewagens mitfahren. Der Boden ist gepolstert und es ist eine riesige Box eingebaut. Es ist noch eine 28 jährige Frau mit ihrem elfjährigen Sohn hinten an Bord. Mit laut dröhnender Musik düßen wir davon. Der Fahrer hat offensichtlich Spaß am Fahren und beschleunigt auf jeder kurzen geraden Strecke mit Vollgas. Ich muss sehr auf meinen Kopf aufpassen denn die Straße ist sehr uneben und die Decke nahe. Auf der Hinterachse wird man richtig hoch gehoben bei Unebenheiten. Der Geländewagen tut mir leid, so misshandelt zu werden. Die Landschaft ist wunderschön im Abendlicht. Wie ein langer Schweif begleitet uns eine Staubwolke. Plötzlich kommt das auf der engen Straße ein alter klappriger und rauchender Geländewagen entgegen. Die beiden Wagen bleiben Schnauze an Schnauze stehen und alle steigen aus. Alle reden durcheinander und ich denke es wäre etwas passiert. Doch dann wird der 5l Wein Karton angestochen und dieser wie Wasser getrunken. Es gibt nur ein Glas. Ich bekomme auch was ab. Dann setzen wir die Fahrt nach Wuppertal fort. Zu Fuß wäre ich da noch ganz schön lange gelaufen. Ich darf dort aussteigen und der Fahrer verlangt kein Geld von mir. Hier im Tal unten ist es sehr schwül. Beim Erklimmen der Talseite zur Schlafplatzsuche wird mir nochmals richtig warm. Oben bin ich dann so müde, dass ich mich gleich schlafen lege. Doch die warme helle Vollmondnacht und die vielen Moskitos lassen mich schlecht schlafen.

Wuppertal

Wuppertal

Wieder vor den ersten Sonnenstrahlen bin ich erwacht. Die Sonne macht es dann schon wieder abartig heiß obwohl es noch früh am Morgen ist. Ich stehe an der Straße am Ausgang von Wuppertal und versuche mein Glück. Doch es ist noch totenstill. Nur die Tiere sind schon wach. Eine Herde Schafe kommt den Schutt herunter getrampelt und staubt alles ein. Alles sehr idyllisch. Nach langem Warten im Schatten mache ich doch noch einen Spaziergang durch Wuppertal. Ein nettes Dorf mit Geschichte (ursprüngliche Missionsstation). Irgendwann fangen die Kirchenglocken an zu läuten und das Dorf erwacht langsam. Die Leute schlendern in ihren edelsten Klamotten Richtung Kirche, das Gesangsbuch in der Hand. Die Kinder treffen sich im Nebengebäude und singen und klatschen. Ich hätte sehr viel Lust, auch in die Kirche zu gehen, doch in meinem dreckigen Outfit traue ich mich nicht. Ich hoffe, dass mich irgendjemand der vorbeiläuft einlädt, aber die meisten grüßen nicht einmal. Nach ein paar vorbeifahrenden Autos habe ich endlich Glück. Ein kleiner Laster hält auf dem Platz. Ich darf auf der Ladefläche bei zwei weiteren Männern mitfahren. Der LKW kommt kaum dem Pass hoch, doch runter lässt er es krachen. Wir ziehen eine lange Staubfahne hinter uns her durch die weite Landschaft. Noch lange kann ich die Berge die ich überquert habe in der Ferne sehen. Immer wieder sind einzelne Hütten von der Straße aus zu sehen, sonst ist die Gegend sehr karg und weitläufig. In Clanwilliam erfahre ich zu miener Freude, dass sie mit dem Laster sogar nach Kapstadt fahren, ich darf also sitzen bleiben. Was für ein Glück! Die Männer haben ihre Familien und Höfe irgendwo in der Nähe von Wuppertal, aber weil dort zu arbeiten nicht ausreicht, arbeiten sie unter der Woche in Kapstadt. Sie haben einige Säcke Kartoffeln geladen. Die ganze lange Fahrt auf der Autobahn bin ich hinten auf dem Lastwagen in der prallen Sonne. Einer der Männer hinten bei mir fängt an zu schlafen, der andere zu trinken, Wein und Bier. Der Lastwagen ist laut, und der Wind auch. Der Trinker will sich aber unbedingt mit mir unterhalten und brüllt mir immer ins Ohr. War er anfangs eigentlich ein netter Kerl, wird mir immer unwohler neben ihm. Wir gabeln noch eine Frau mit ihrem kleinen Sohn vom Autobahnrand auf. Der Angetrunkene will, dass sie sich neben ihn setzt. Sie weigert sich. Er schreit sie an, ich verstehe zwar kein Wort, doch nach einer Weile zeigt die Frau auf ihren Ehering. Der Mann wird wütend. Sie zeigt ihm den Mittelfinger. Ich glaube sie ist sehr froh, als sie kurze Zeit später an ihrem Ziel ist. Des Mannes Aussprache wird immer schlechter und gleichzeitig wird er immer gesprächiger und ich verstehe wirklich gar nichts mehr. Er meint dann, ich könne kein Englisch. Mir kommt das gerade Recht. Ich rede nur noch Deutsch mit ihm in der Hoffnung, dass er aufhört mich immer wieder das gleiche zu fragen. Er hat seine Hände immer mehr an meinem Arm, wenn er redet. Er setzt sich immer wieder auf den Rand der Ladefläche und beugt sich zur Kabine vor, um eine Zigarette zu schnorren. Ich habe große Angst, dass er runterfällt, auf der Autobahn bei voller Fahrt. Dann fängt er mit Geld an. Ich müsse ihm 100 Rand zahlen, kurz darauf sind es 300 Rand. Was mache ich jetzt? Ich habe Angst, dass er mein Gepäck vom Laster wirft. Und immer redet er mit mir… Ich muss aufpassen, dass ich ihn nicht wütend mache. Die Fahrt dauert ewig. Ich würde am liebsten aussteigen und schaue sehnsüchtig in die anderen Autos. Ich bin erleichtert, als ich im Stadtteil Parow von Kapstadt mit meinem Gepäck vom Wagen hüpfen kann. Der Fahrer möchte nicht einmal Geld von mir. Es sind sehr nette Leute, nur mit meinem Beifahrer auf der Ladefläche hatte ich einfach Pech. Der Zug bringt mich dann sicher ins Zentrum. Unterwegs fliegen ein paar wuchtige Steine durch die offenen Wagentüren. Viele Leute sind heute sehr schön angezogen, weil Sonntag ist.
So bin ich jetzt doch ganz schnell vom nirgendwo nach Hause gekommen.

Montag, 6. November 21:33 Uhr im Flugzeug irgendwo über Afrika. Der Abflug im Sonnenuntergang war wunderschön, ich habe nochmals genau sehen können, wo ich die letzten Wochen überall war und die Farm konnte ich auch sehen. Ich kann es nicht verstehen, wie manche Leute da nicht aus dem Fenster gucken können… Das Flugzeug ist halb leer und ich habe einen freien Sitzplatz neben mir. Jetzt schlafen und dann aufwachen zurück in Deutschland…

Wieder in Deutschland mit meinem Abholservice

zurück in Deutschland

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